Der Heiratsantrag:

Ein lautes „Peng“ war zu hören und ein großes Raunen der Menschenmasse durchlief die ganze Brücke und meilenweit am Ufer entlang. Der Big Ben schlug Punkt Null Uhr dato 01.01.2008. Kurz danach flog ein Feuerwerkskörper nach dem anderen gen den leicht regnerischen Himmel hoch und bildeten schöne bunte Feuerwerksattraktionen, die alle Menschen zum Erstaunen brachten. Darunter  befanden sich auch ein junges vietnamesisches Pärchen, das einen weiten Weg gemacht hatte, um dieses Spektakel miterleben zu dürfen. Stundenlang davor verbrachten sie Zeit in der Mitte der Brücke, namens Waterloo-Bridge,  und mussten ihren Platz trotz Nässe und Kälte vor Millionen Menschen verteidigen, damit sie die beste Aussicht zum Feuerwerk hatten. Doch ihre Euphorie wurde nur einige Minuten nach Silvesterstart  schwer enttäuscht. Dunkle Waden von Rauch und dessen Gestank umgab sie und verschloss die Sicht auf die gut gemeinten  Feuerwerksattraktionen der Stadt. Die Frau des Pärchens, Ha Vy, war sehr enttäuscht darüber und trank kräftig aus ihrer Becks Lemon Flasche mit den Gedanken, dann muss man es sich einfach schön trinken... Kaum ausgetrunken, zog ihr Freund, Nhi,  sie zu sich, kniete sich vor ihr hin und sie hörte ihn sagen:

„Lieber Schatz, wir sind schon so lange zusammen.  Ich liebe dich so sehr. Ich möchte mein Leben mit dir verbringen und mit dir alt werden. Willst du mich heiraten?“

Ihre Gedanken gerieten durcheinander. Sie vergaß all die Menschen, das laute Getöse und den stinkenden Geruch  um sie herum. Es gab nur noch sie und der sie erwartungsvoll anschauende Nhi.

Ihre Gedanken schweiften durch den Silvestertag, wo er sich doch die ganze Zeit über sie lustig gemacht  und sich ein Scherz nach dem anderen erlaubt hatte, und jetzt starrte er sie mit den treuesten und gleichzeitig ernsten Blicken, wie sie sie noch nie an ihn gesehen hatte, an. Dies konnte doch unmöglich ein Scherz sein, oder doch? Ihr Blick wandte dann zum funkelnden Diamanten, gefasst in einem dünnen, elegant geformten, hell blitzenden Ring, den Nhi irgendwoher hervorkramte und ihr vor’s Gesicht hielt. Es vergingen gefühlte Stunden bis sie sich gesammelt hatte und das für Nhi erlösende Wort „Ja“ stammeln konnte. Sofort fielen sich die beiden in die Arme und drückten sich kräftig. Ha Vy konnte es kaum erwarten den Ring an ihren Finger zu spüren und so setzte ihn Nhi ihr auf. Er war glücklich darüber, dass er ihr so einen schönen Ring schenken konnte und sie darüber, nun im Besitz dieses von Nhi individuell gestalteten Ringes zu sein.

Aber am aller glücklichsten machte sie beide, dass sie fortan nun das ganze Leben gemeinsam gehen können und eine Hochzeit wie im Bilderbuche erleben werden.